Schwerpunkt Bauen im Bestand
Was macht ein Energieberater im Baudenkmal im Allgemeinen und warum sollte der Auftraggeber auf seine Dienste zurückgreifen?
Als Architekt und Energieberater im Baudenkmal ist es meine Aufgabe, ein erhaltenswertes Gebäude im Einklang von Denkmalschutz und Energieeinsparverordnung zu sanieren und zu modernisieren. Es reicht also nicht aus, die vorhandene Bausubstanz zu konservieren, sondern das Gebäude muss gleichzeitig auch in energetischer Hinsicht zukunftstauglich gemacht werden, ohne dabei Kulturgut zu zerstören oder dauerhaft zu schädigen.
Welchen Reiz hat das Bauen im Bestand für Sie?
Für mich ist es immer wieder faszinierend zu erleben, dass keine Baumaßnahme der anderen gleicht. Trotz aller zwischenzeitlich gesammelten Erfahrungen kommen wir immer wieder in Situationen, bei denen man durch Anamnese und Analyse der Gegebenheiten zu neuen Schlüssen gelangt. Und wenn ich mir vor Augen halte, wie viel alte Bausubstanz es speziell hier in Wiesbaden aber auch anderswo in Deutschland gibt, dann finde ich es wichtig, die Menschen dafür zu sensibilisieren, welches Kapital sich hier verbirgt und welche Arbeit und Sorgfalt andererseits nötig ist, um diese Bauten neu zu beleben. Durch eine intelligente Planung lässt sich dabei aber ein hoher Mehrwert für den Bauherrn erzielen.
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Welche besonderen Herausforderungen bietet das Bauen im Bestand und welches Ziel verfolgen Sie dabei?
Unser Anspruch ist es, die alte Bausubstanz „liebevoll“ wiederherzustellen bzw. zu bewahren und gegebenenfalls durch neue Techniken oder Baumaterialien dauerhaft zu verbessern. Dabei gilt es dann immer wieder auch aktuelle Tendenzen aufzugreifen; aktuell ist zum Beispiel eine moderate Innendämmung auf Basis nachhaltiger Baumaterialien sehr gefragt.
Wie hat sich dieser Schwerpunkt bei Ihnen ergeben?
Die Grundlagen dazu habe ich bereits im Studium gelegt. Und bei meiner ersten Anstellung habe ich anschließend in einem Büro gearbeitet, das viele Fachwerkhäuser und Hofreiten saniert hat. Ebenso wichtig für mich sind aber die Erfahrungen, die ich im Rahmen meiner Ausbildung auf einer Lehrbaustelle in unterschiedlichsten Gewerken gemacht habe. Dieser umfassende handwerkliche Hintergrund bietet mir heute eine solide Basis, um bauart- oder altersbedingten Mangelerscheinungen von historischer Bausubstanz zu erkennen und beheben. Hin und wieder kann ich den Handwerkern auf der Baustelle deshalb auch sagen, wie bestimmte Dinge erledigt werden sollten.
Welche Anforderungen müssen Sie in energetische Hinsicht umsetzen?
In der Regel dreht sich für mich als „Energieberater im Baudenkmal“ alles darum, einen harmonischen Kompromiss von Denkmalpflege und Energieverbrauch zu finden. In der Praxis heißt das, dass ich mich bei meiner Arbeit an den Vorgaben der EnEV orientieren muss, ohne dass ich die dort geltenden Auflagen in allen Aspekten erfüllen kann und muss.
Welche Anforderungen stellen sich an den Brandschutz?
Um die vielfältigen Anforderungen des Brandschutzes umzusetzen, ist eine gute Zusammenarbeit von Architekt und Brandschutzexperte nötig. Nur so lassen sich die unterschiedlichen Fachregeln unter Kostengesichtspunkten vernünftig umsetzen.
Welche Herausforderungen gibt es hinsichtlich der Raumaufteilung von alten Gebäuden?
Häufig haben wir es mit Gebäuden zu tun, die ein völlig anderes Raumgefüge aufweisen als es heute üblich ist. Während wir es heute fast gewohnt sind, dass selbst Kinderzimmer eine Fläche von zwanzig Quadratmetern oder mehr haben, stehen in Altbauten oft deutlich kleinere Flächen zur Verfügung. Entsprechend groß ist die Herausforderung, hier funktionierende Grundrisse zu integrieren, die die Bewohner langfristig zufrieden stellen und über Generationen hinweg den Ansprüchen der Nutzer genügen. Oft sind dazu aber größere Eingriffe notwendig. Ein gutes Beispiel dafür bietet unser Sanierungsumbau des ehemaligen Evangelischen Bildungswerkes zum Hotel Oranien Residences mit Tagungsräumlichkeiten und Apartments für Langzeitbesucher in der Emser Straße. Da haben wir viele Maßnahmen durchführen müssen, die fast schon einer Operation am offenen Herzen gleichen. So mussten wir unter anderem den alten stuckverzierten Deckenspiegel sauber heraustrennen, um anschließend eine neue Treppe einsetzen zu können.
Schwerpunkt Nicht-Wohnbau
Sie arbeiten häufig für die evangelische Kirche oder die Landesärztekammer. Welche Bauaufgaben übernehmen Sie dort?
Bei unseren Planungen für die Evangelische Kirche handelt es sich zumeist um Kirchen, Gemeindehäuser oder Pfarrhäuser, die regelmäßig saniert und instand gehalten werden müssen. Daneben arbeiten wir auch für die Landesärztekammer. Auch hier geht es schwerpunktmäßig darum, große Liegenschaften aus den unterschiedlichsten Entstehungsjahren instand zu halten und gewerbliche Mietwünsche in der bestehenden Bausubstanz zu berücksichtigen.
Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen dabei?
Je nach Anforderung sind ganz individuelle Lösungen nötig und möglich: In Eschbach hatten wir es zum Beispiel mit einem Flachdach-Bungalow als Gemeindehaus zu tun, den wir durch ein großes Pavillon-Dach geöffnet haben. Der Gemeindesaal wirkt damit jetzt doppelt so groß wie vorher und bietet ein ganz anderes Raumambiente.
Das Unternehmensgebäude als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie: Welches Potenzial bieten Siegel und Zertifikate zum nachhaltigen Bauen?
Diese Siegel schaffen auf jeden Fall eine gute Grundlage für eine gute Vermietbarkeit des Objektes. Und sie haben natürlich einen positiven Effekt auf die Nebenkosten des Gebäudes.
Schwerpunkt Wohnungsbau
Wieso sollten private Bauherren einen Architekten für die Planung und den Bau ihres Eigenheims beauftragen?
Anders als ein Bauträger agiert der Architekt als Sachverwalter bzw. Treuhänder immer im Sinne des Bauherrn. Durch seine umfangreiche Erfahrung kann er dabei eine höhere Qualität für ihn erreichen. Viele Bauherren wissen diese Vorteile aber gar nicht richtig zu schätzen und sehen auf den ersten Blick nur die scheinbaren Preisvorteile, die sich beim Bauen mit einem Bauträger ergeben.
Was zeichnet ein modernes privates Eigenheim aus? Wo liegen die aktuellen Trends?
Viele unserer Bauherren wünschen sich ein harmonisches Zusammenspiel von modernen technischen Einbauten und naturbelassenen Materialien.
Wie lassen sich Ein- und Zweifamilienhäuser besonders energieeffizient gestalten?
Im Vergleich zum Bereich Sanierung ist das Thema Energieeffizienz bei Neubauten vergleichsweise überschaubar. Ich sage immer: Wer Altbau kann, der kann auch Neubau! Gemeinsam mit meinen Fachplanern sind wir entsprechend auch bei Neubauten in der Lage, individuelle Lösungen zu entwickeln.
Wie sind die Abläufe bei einem individuell geplanten Hausprojekt? Wie werden die Bauherren eingebunden?
Ganz grundsätzlich gehen wir bei jedem Projekt intensiv auf die Wünsche unserer Bauherrn ein. Dabei bleibt aber eines der wichtigsten Themen, die unterschiedlichen Vorstellungen fachlich zu prüfen, um dann eindeutige Empfehlungen aussprechen zu können.
Welche Aufgaben übernehmen Sie als Architekt bei den notwendigen Vorarbeiten zum Hausbau?
Der Architekt sollte grundsätzlich möglichst früh eingeschaltet werden, am besten schon vor der Projektentwicklung. Je nach Wunsch umfasst das auch die Grundstücksuche und das Einreichen des Bauantrages oder der Förderanträge.
Wie begleiten Sie als Architekt die Bauphase? Welche Einflussmöglicheiten gibt es für den Bauherren zu diesem Zeitpunkt noch?
Wir begleiten jede unserer Baumaßnahmen von A bis Z. Als gute Grundlage für die Zusammenarbeit mit dem Bauherrn erstellen wir dabei regelmäßig Bauberichte mit Bildern und Erklärungen bezüglich der Sachlage vor Ort. Auf diese Weise lassen sich spätere Änderungen weitgehend vermeiden.