„Hochwertige Planung für vielfältige Bauaufgaben” – Architekt im Interview

Im Dialog mit Ansgar Beinke

Julia Heinz     |     Aktualisiert am: 8. Dezember 2020
Lesezeit:  Minuten

Schwerpunkt Landschaftsarchitektur

Wie hat sich der Schwerpunkt Landschaftsarchitektur bei Ihnen ergeben?

Ich habe mich schon früh für die Natur, aber auch für künstlerische Prozesse interessiert. Mit der Landschaftsplanung kann ich beide Aspekte miteinander verbinden. Letztlich halte ich mich bei meiner Arbeit aber eher selten an der frischen Luft auf, da ich ausschließlich im objektbezogenen Bereich arbeite und dort mit der Planung von Hausgärten, Parkanlagen oder Verwaltungsbauten betraut bin. Im Bereich Landschaftsplanung sähe das sicher etwas anders aus.

Worin unterscheidet sich der Landschaftsarchitekt von einem Garten- und Landschaftsbauer?

Der grundsätzliche Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass der Landschaftsarchitekt ausschließlich die Planung einer Außenanlage übernimmt und somit wirtschaftlich unabhängig von der Bauausführung ist. Der Garten- und Landschaftsbauer ist demgegenüber vor allem mit der Ausführung beschäftigt. Viele Büros übernehmen allerdings auch die Planung – zumindest dann, wenn sie auch den Auftrag zur Ausführung erhalten. Oftmals bieten diese Garten- und Landschaftsbauer die Planung dabei kostenlos bzw. zu einem nicht kostendeckenden Betrag an, da sie ihren Gewinn am Bau der Anlage erwirtschaften. Insbesondere bei kleineren Hausgärten entstehen da häufig Konkurrenzsituationen.

Welche weiteren Unterschiede gibt es zwischen beiden?

Bei Landschaftsarchitekten wird vermutlich eher der gestalterische Aspekt unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten und des Budgets im Vordergrund stehen. Bei Planungen eines Garten- und Landschaftsbauers geht es dagegen in der Regel eher um die technische Machbarkeit, verbunden mit Zweckmäßigkeit, sofern er nicht einen Landschaftsarchitekten für die Planung eingestellt hat.

Für wen lohnt sich die Beauftragung?

Bei größeren Bauvorhaben lohnt sich die Beauftragung eines Landschaftsarchitekten allein schon aufgrund der damit möglichen Durchführung einer Bauausschreibung. Denn damit kann der Bauherr einerseits eine für das Bauvorhaben geeignete Firma finden und andererseits auf den wirtschaftlichsten Bieter zurückgreifen. Berücksichtigt man, dass die Angebote einer Bauausschreibung um bis zu 50 Prozent auseinanderliegen können, dann ergibt sich auf diese Weise ein Einsparpotenzial von mehreren tausend Euro!

Wo liegen die aktuellen Trends der Landschaftsarchitektur?

Ich weiß nicht, ob es zur Zeit echte Trends gibt. Ein echter „Dauerbrenner“ in der Gartengestaltung sind auf jeden Fall mediterrane Gärten. Daneben gibt es aber auch alle Formen von romantischen, verspielten oder avantgardistischen Gestaltungen. Zunehmend an Beliebtheit gewinnen außerdem puristische Gärten ohne Blühaspekt. Als wichtigen Trend könnte man außerdem das Thema „Partizipation“ betrachten, denn sowohl bei öffentlichen Projekten als auch beim Wohnungsbau spielt die Beteiligung der Bürger bzw. Bewohner eine immer größere Rolle.

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Wie hat sich dieser Schwerpunkt ergeben?

Das grundlegende handwerkliche und ästhetische Verständnis für das Thema Bauen im Bestand habe ich schon vor meinem Studium während meiner Ausbildung zum Zimmerer erworben. Im Anschluss daran habe ich mehrere Jahre lang im Bereich Fachwerkbau und Fachwerksanierung gearbeitet. Diese Erfahrungen mögen auf den ersten Blick wenig mit modernen Entwurfstheorien und -strategien zu tun haben, sie bieten mir aber eine breite Basis, um unterschiedlichste Bauaufgaben fachgerecht umsetzen zu können.

Welche Philosophie verfolgen Sie bei der Zusammenarbeit mit Ihren Bauherren?

Die Basis für die Zusammenarbeit ist ein partnerschaftlicher Dialog. Nur auf dieser gemeinsamen Basis lassen sich die gestalterischen und wirtschaftlichen Vorstellungen des Bauherrn umsetzen und optimale Lösungen für unterschiedlichste Anforderungen entwickeln.

Wie würden Sie Ihre architektonische Herangehensweise beschreiben, welches grundlegende gestalterische Konzept verfolgen Sie?

Das gewählte Gestaltungskonzept entsteht erst aus der genauen Analyse der zugrundeliegenden Nutzung und der individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Bauherren. Bei unserem Neubau des ISI-Gründerzentrums in Buchholz haben wir zum Beispiel eine klare, moderne Architektursprache mit starken Farb- und Materialkontrasten gewählt, um ein markantes Aufbruchssignal zu schaffen. Bei unserem Umbau der Büroflächen von Booking.com in Berlin ging es vorrangig darum, das Selbstverständnis und die moderne Mitarbeiterkultur eines weltweit agierenden Anbieters von Online-Reservierungen umsetzen.

Kommt es trotz dieser engen Abstimmung mit Ihren Bauherren vor, dass kurz vor oder während der Bauphase noch Änderungswünsche auftreten?

Ja, das kommt häufig kurz vor der Bauphase noch einmal vor, weil bei fortgeschrittenem Projektverlauf weitere Entscheidungsträger eingebunden werden oder sich auch schon mal die Grundvoraussetzungen ändern. In der Bauphase selbst handelt es sich dann meist um kleinere, nicht substantielle Änderungen.

Wie lassen sich Gestaltung und Bezahlbarkeit harmonisch vereinen?

Am besten natürlich durch ein entsprechendes Budget des Bauherren. In vielen Bereichen ist es aber auch möglich, eine zeitgemäße und funktionale Gestaltung umzusetzen, die nicht zwingend hochwertig sein muss und die sich somit auch kostengünstiger realisieren lässt. Das gilt gerade bei Umbauten. Denn hier kommt es darauf an, respektvoll mit dem vorhandenen Bestand umzugehen und dem Vorhandenen möglichst kein gewünschtes Bild aufzudrücken. Das wird oftmals teuer, ohne wirklich hochwertig zu sein.

In welchen Bereichen sollten Bauherren auf keinen Fall sparen?

Nicht sparen sollten Bauherrn vor allem bei der Planung, beim Fundament, beim Dach und bei der Raumgestaltung.

Wie stark sind die Themen Nachhaltigkeit und Energie-Effizienz im Bewusstsein Ihrer Bauherren verankert?

Das Thema ist bei den meisten Bauherren sehr präsent. Deshalb untersuchen wir bei jedem Projekt unterschiedliche Möglichkeiten zur energetischen Nachhaltigkeit. In punkto Energie-Effizienz sind zuallererst die richtige Lage und Ausrichtung des Gebäudes entscheidend. Daneben geht es natürlich um die richtige Konstruktion der Fassade und der Dachaufbauten. Zur Wärmeversorgung wählen wir je nach Objekt und Nutzer unterschiedlichste Technologien wie Wärmepumpe, Solarthermie oder Erdwärme.

Welche Bauweise bietet das größte Zukunftspotenzial?

Das größte Zukunftspotenzial haben meiner Meinung nach die Nachverdichtung und das Bauen im Bestand. Beides vermeidet weitere Flächenversiegelungen und bietet einen wachsenden Markt.

Das Unternehmensgebäude als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie: Welches Potenzial bieten Siegel und Zertifikate zum nachhaltigen Bauen?

Die Auszeichnungen nach DGNB oder LEED etc. spiegeln den Willen des Bauherrn wider, seinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Zertifizierung schafft aber nicht nur einen ökologischen Mehrwert, sie eignet sich damit gleichzeitig auch zu Werbezwecken. Der Bauherr erhält also zusätzlich zu einem guten Gewissen einen echten Image-Gewinn für seine ehrlichen Bemühungen für eine umweltschonende und nachhaltige Bauweise. Im Endeffekt wird somit noch mehr in diesem Bereich investiert.


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