Wichtige Entscheidungen im Bauprozess

Die wichtigsten Entscheidungen im Bauprozess

Architekten.de Redaktion     |     Aktualisiert am: 9. Dezember 2020
Lesezeit:  Minuten

Architekten können planen, sie haben eigene Ideen, sind kreativ und wissen, was realisiert werden kann und was nicht. Aber sie können letztlich nicht entscheiden, wie der Bauherr später leben möchte und welche Faktoren daher während des Planungsprozesses besonders wichtig sind. Der Architekt sollte für eine zuverlässige Planung diese Faktoren abfragen, aber es ist auch Ihre Aufgabe als Bauherr, Ihre individuellen Wohnwünsche zu äußern.

Vor dem ersten Spatenstich sollten Sie also genau wissen, wie das Haus später aussehen soll, in dem Sie womöglich den Rest Ihres Lebens glücklich sein wollen. Dies erleichtert Ihnen vor allem die Zusammenarbeit mit den Architekturbüros.

Sie erfahren in diesem Artikel

  • Welche Vorüberlegungen Sie treffen sollten
  • Welche Entscheidungen Sie im Planungsprozess treffen sollten
  • Wie Sie das richtige Architekturbüro für sich finden


Entscheidung 1: Wo soll das Haus stehen?

Die Entscheidung über den zukünftigen Standort Ihres Hauses gehört zu den wichtigsten im gesamten Bauprozess. Denn ist das Fundament einmal gegossen, kann das Haus nicht mehr versetzt werden. Überlegen Sie daher sehr genau, wo Sie leben wollen und was Ihnen in Bezug auf Ihren Lebensraum wichtig ist.

Wollen Sie in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bauen? Haben Sie sich bereits auf ein Bundesland festgelegt, können die Suche gezielt in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder an der Ostseeküste beginnen. Steht die Stadt fest, kommen andere Fragen auf. Wie weit haben Sie es von Ihrem Haus bis zu Ihrer Arbeitsstelle? Wie sieht die Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Kindergärten und dem Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel aus? Haben Sie sich für eine Region bzw. einen Stadtteil entschieden, wird der Kauf des Grundstücks von dessen Preis und Ihrem Budget gelenkt. Achten Sie beim Kauf des Grundstückes darauf, dass zum eigentlichen Preis des Baugrunds noch diverse Nebenkosten dazukommen. Dazu gehören beispielsweise der Grundbucheintrag, die Grunderwerbssteuer, Erschließungskosten und anschließend natürlich die Baukosten für Ihr Eigenheim.

Entscheidung 2: Fertighaus oder Architektenhaus?

Zweifellos gehen Menschen in vielen Bereichen gerne den Weg des geringsten Widerstandes. So ist es auf den ersten Blick einfacher, sich als Bauherr für ein Fertighaus zu entscheiden. Die Entwürfe liegen in groben Zügen vor und Sie brauchen sich nur noch zwischen A, B oder C zu entscheiden.

Wer jedoch ein Haus von der Stange kauft, kann kaum in dessen Gestaltung eingreifen was die Architektur, den Grundriss, die Gestaltung oder beispielsweise die Fassade angeht. Wenn Sie ein Architekturbüro mit der Planung beauftragen, ist die Hausplanung ein Prozess, in den Sie aktiv eingreifen können. Ihr Planer setzt nicht konventionelle und standardisierte Anforderungen an den Bau eines Hauses, sondern Ihre individuellen Wünsche und Pläne um.

Entscheidung 3: Reicht mein Budget überhaupt für das Beauftragen von Architekturbüros?

Die Frage nach den Kosten ist ein neuralgischer Punkt in jeder Hausplanung. Auf den ersten Blick scheinen die Kosten für ein Fertighaus niedriger zu sein, denn Sie sparen das Geld für die Leistungen des Architekturbüros. Aber bereits auf den zweiten Blick rechnet sich eine professionelle Planung. Denn Sie planen dieses Haus sicher nicht nur für ein paar Jahre, sondern wollen wenn möglich Ihren Lebensabend hier verbringen. Dazu muss Ihr Traumhaus bereits heute barrierefrei geplant werden, damit später nicht kostenintensive oder gar unmögliche Umbauarbeiten fällig werden. Große Flügeltüren im Erdgeschoss, ein geräumiges Badezimmer sowie große Flächen in Wohnraum und Küche lassen Sie auch mit Handicap im Alter noch in Ihrem Traumhaus wohnen.

Die Kosten für einen Architekten sind für Sie bereits im Vorfeld gut kalkulierbar. Architekturbüros können Ihren Mandanten nicht einfach eine fiktive Rechnung für Ihre Leistung stellen, sondern müssen sich an den Rahmen der HOAI halten. Hier ist für alle Leistungsphasen prozentual hinterlegt, welchen Teil der Gesamtkosten des Hauses der Architekt fordern kann. So brauchen Sie keine Furcht vor unerwartet hohen Rechnungen zu haben.

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Entscheidung 4: Welches Architekturbüro beauftrage ich mit der Planung des Hauses?

Das richtige Büro für Architektur zu finden, gleicht ein wenig der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Sie haben verschiedene Suchoptionen. Viele zukünftige Bauherren suchen klassisch im Internet über die Suchmaschinen. Diese Suche gestaltet sich aber insbesondere in Großstädten wie Hamburg, München, Berlin, Stuttgart, Konstanz oder Frankfurt am Main schwierig. Die Architektenliste in den Suchergebnissen ist lang und Sie müssen viel Zeit und Mühe investieren, auf jeden einzelnen Link zu klicken, nach Referenzen zu schauen, sich die Ergebnisse möglicher Wettbewerbe anzusehen und zu prüfen; ob die einzelnen Ingenieure der Architekturbüros Mitglied in der Architektenkammer des jeweiligen Bundeslandes sind. Eine solche Mitgliedschaft liegt immer dann vor, wenn der Architekt ein Studium der Architektur absolviert, dies erfolgreich abgeschlossen hat und bereits erste eigene Projekte vorweisen kann.

Einfacher gestaltet sich die Suche nach Architekturbüros jedoch über das Portal architekten.de. Hier erhalten Sie nicht nur eine Liste mit referenzierten Architekten, sondern auch eine detaillierte Übersicht über abgeschlossene Projekte, Wettbewerbe, Preise und Informationen über das Portfolio des jeweiligen Architekten.

Entscheidung 5: Einzelne Büros oder Bürogemeinschaft?

Bevor Sie den passenden Partner für sich finden, sollten Sie wissen, wonach Sie suchen. Möchten Sie mit einem einzelnen Architekten oder einer Architektin zusammenarbeiten oder Ihre Bauten einer Bürogemeinschaft anvertrauen? Mit einem freien Architekten haben Sie genau einen Ansprechpartner, der in Ihrem Sinne plant, überwacht und die einzelnen Gewerke miteinander koordiniert. Eine Bürogemeinschaft bringt dagegen Vorteile mit sich, wenn Sie ein sehr komplexes Projekt realisieren wollen. Hier haben Sie oftmals Architekten aus verschiedenen Sparten wie beispielsweise Landschaftsarchitektur, Design oder Hochbau und brauchen sich nicht für alle Bereiche einen eigenen Architekten zu suchen. Ein klassisches Einfamilienhaus planen Sie am besten zusammen mit einem einzelnen, freien Architekten.

Entscheidung 6: Wer lebt in dem Haus?

Vielleicht leben Sie als Familie mit zwei, drei oder mehr Kindern zusammen oder sind ein junges Single-Paar mit Kinderwunsch. Wichtig für die Hausplanung und das Briefing der Architekturbüros ist es zu wissen, mit wie vielen Personen Sie später in dem Haus leben wollen. So wie Ihr Leben heute aussieht, wird es nicht immer bleiben.

Beachten Sie daher, dass Ihre Kinder nicht für immer bei Ihnen leben werden und die Zimmer später entsprechend leer stehen. Ihr Architekt kann bei der Grundrissplanung diese Umstände mit einkalkulieren und das Haus so planen, dass Sie aus einem Teil später eine Einliegerwohnung machen können.

Denken Sie auch daran, was später vielleicht mit älteren Familienmitgliedern geschieht. Sollen Ihre eigenen Eltern später bei Ihnen leben? Werden Enkelkinder genügend Platz haben, um bei Ihnen die Ferien zu verbringen? Ein Haus zu planen, ist ein bisschen so wie durch die Glaskugel in die Zukunft zu sehen.

Entscheidung 7: Wie soll der Grundriss Ihres Hauses aussehen?

Wenn Sie Ihr Haus gemeinsam mit einem professionellen Partner planen wollen, sind Sie in der Gestaltung des Grundrisses frei. Lieben Sie es gemütlich mit vielen kleinen Ecken und Winkeln oder sind Sie eher ein Fan des amerikanischen Stils mit offener Küche bzw. Studio und großen, freien Flächen?

Sprechen Sie mit Ihrem Architekturbüro über alle Möglichkeiten, um daraus die besten für sich auszuwählen.

Entscheidung 8: Welche Zusatzausstattung soll mein Traumhaus haben?

Erst im Nachhinein Sonderwünsche zu haben, kann schnell teuer werden. Entscheiden Sie daher frühzeitig, ob Sie später zusätzlich einen Kamin einbauen wollen, ob Sie im Sommer in einem eigenen Pool schwimmen oder einen Keller haben möchten. Auch die Fußbodenheizung sollte möglichst direkt beim Neubau in die Bodenplatte integriert werden. Der Architekt kann diese Dinge direkt einplanen und so später ein teures Nachrüsten verhindern.

Entscheidung 9: Wann bezahle ich Architekturbüros für ihre Leistung?

Heute ist es unüblich, Dienstleistungen im Vorfeld zu bezahlen. Ebenso wenig wird sich Ihr Architekt darauf einlassen, seine Rechnung in einer Gesamtsumme erst nach Schlüsselübergabe zu stellen.

In der Regel erhalten Sie von Ihrem Architekturbüro jeweils nach Abschluss einer Leistungsphase eine Rechnung und Sie leisten Teilzahlungen. So können sowohl Sie als Bauherr als auch Ihr Architekt eine faire Zusammenarbeit gewährleisten.

Entscheidung 10: Wie nehme ich Kontakt zu Architekturbüros auf?

Idealerweise kontaktieren Sie den Architekten einfach über das Kontaktformular auf architekten.de und vereinbaren einen ersten Gesprächstermin. Dieser Termin ist wichtig, damit Sie entscheiden können, ob der Architekt Ihnen sympathisch ist, ob Sie ihm Ihr Geld und Ihre Zukunft anvertrauen können und ob Ihre Vorstellungen von ihm realisiert werden können.


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