Was ist ein Bausatzhaus?

Übersicht zum Haustyp

Architekten.de Redaktion     |     Aktualisiert am: 27. Januar 2021
Lesezeit:  Minuten

Ein Bausatzhaus ist eine echte Alternative für alle, die trotz knappem Budget ein Eigenheim bauen wollen. Sie müssen dafür zwar einiges an Eigenarbeit leisten, nutzen jedoch zahlreiche Einsparmöglichkeiten. Was ein Bausatzhaus ist, wie sich der Bauablauf gestaltet und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen, haben wir Ihnen in diesem Beitrag kompakt zusammengefasst.

Was macht ein Bausatzhaus aus?

Ein Bausatzhaus wird auch als Mitbauhaus bezeichnet, da der Bauherr einen hohen Teil an Eigenleistungen mitbringt. Insbesondere der Rohbau wird mit den eigenen Händen errichtet sowie der Ausbau – abhängig von den Fertigkeiten der Bauherren. Je nach Umfang der Eigenleistungen enthält der Bausatz entweder nur die Baumaterialen für den Rohbau oder auch die für den Innenausbau.

Wie bei einer Möbelbestellung bekommen Sie bei einem Bausatzhaus alle Baumaterialien sowie die Baupläne vom Anbieter geliefert. Der Aufbau des Hauses liegt später an Ihnen. Der Anbieter steht Ihnen allerdings in allen Bauphasen beratend zur Seite, weist Sie auf Fehler hin und beantwortet Ihre Fragen.

Tipp

Einige Anbieter führen auch Workshops für die Bauherren durch, in denen sie ihnen das nötige Fachwissen zur Verfügung stellen.

Kann ich bei einem Bausatzhaus komplett auf fremde Hilfe verzichten?

Nein, nicht alle Handwerker können eingespart werden. Zum Beispiel muss die Elektrik zwingend von einem Fachmann verlegt werden. Fachleute sind auch dann zur Stelle, wenn es um den Einbau der Sanitäranlagen oder die Errichtung eines Dachstuhls geht. Welche Fachfirma in welcher Bauphase unterstützt, sollte vorab vertraglich fest geregelt werden.  

Baustoffe beim Bausatzhaus

Die Art der Baumaterialien ist bei einem Bausatzhaus nicht festgelegt. Vielmehr haben Sie als Bauherr hier eine entsprechend große Auswahl an Baustoffen, aus denen Ihr Eigenheim gebaut werden soll.


Bausatzhäuser können aus Holzbalken in der sogenannten Blockbohlen-Bauweise errichtet werden. Alternativ wird oft auch ein Bausatz aus Holzspanstein geliefert. Bei diesem Material werden die Vorteile des Baustoffes Holz mit denen von Beton kombiniert. Im Bausatz sind Steine enthalten, die mit Holzspänen umhüllt sind und dadurch einen sehr natürlichen Eindruck machen. Innen sind die Steine hohl und werden später mit Beton ausgegossen, um dem Haus die nötige Stabilität zu geben.


Alternativ werden auch Bausätze aus Styropor und Neopor angeboten. Diese Steine haben ein hohes Energiesparpotenzial. Die meisten Anbieter liefern die Materialien je nach Baufortschritt.

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Besonderheiten des Bausatzhauses

Der wesentliche Unterschied eines Bausatzhauses zu anderen Haustypen ist der, dass Sie als Bauherr hier die größte Eigenleistung erbringen. Sie bringen nicht nur ein bisschen Dämmung an oder verlegen die Fliesen im Bad, sondern errichten bereits den Rohbau selbstständig. Das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, spart aber auch erheblich Kosten. Planen Sie für das Bausatzhaus eine Bauzeit von mindestens neun bis zwölf Monaten und eine Eigenleistung von bis zu 1.000 Arbeitsstunden ein.

Vor- und Nachteile des Bausatzhauses


Wie bei allen anderen Haustypen hat auch das Bausatzhaus seine Vor- und Nachteile, die wir Ihnen an dieser Stelle gerne kompakt zusammenfassen.


Vorteile des Bausatzhauses

Kosten sparen

Das Hauptargument für das Bausatzhaus sind die gesparten Kosten. Sie können mit Ihrer Eigenleistung durchaus ¼ der Hausbaukosten sparen.


Individualität 

Bei den meisten Anbietern kann der Bauherr sein Haus modular aufbauen. Für jeden Bereich des Hauses wählt er einen eigenen Bausatz. Dadurch haben Sie entsprechend viel Gestaltungsfreiraum.


Hausbau wird überhaupt möglich

In vielen Familien ist der Hausbau durch die sogenannte Muskelhypothek überhaupt erst möglich. Andernfalls könnte ein Hausbau nicht finanziert werden.


Nachteile des Bausatzhauses


Hoher Zeitaufwand

Ein Bausatzhaus baut sich nicht mal so nebenbei. Die Bauzeit hängt schlussendlich davon ab, wie viel Zeit Sie in den Hausbau investieren können oder wollen. Rechnen Sie aber mit einer durchschnittlichen Bauzeit von etwa 1 Jahr.


Stress und Selbstüberschätzung 

Bauherren sollten den Arbeitsaufwand, den Stress und die Arbeit nicht unterschätzen, die mit dem Bau eines Bausatzhauses verbunden sind. Unterschätzen Sie auch nicht die Auswirkungen dieser Belastung auf Ihr Familienleben.


Keine Gewährleistung 

Wenn Sie beim Bau des Bausatzhauses etwas falsch machen, dann haften Sie auch selbst für Ihre Fehler. Es ist leider nicht möglich, eine Baufirma zur Nacharbeit aufzufordern. Schwerwiegende Fehler können entsprechend sehr teuer sein.


Kein fester Fertigstellungstermin 

Es ist fast unmöglich, den Fertigstellungstermin für ein Bausatzhaus fest zu planen. Allein kleine Verzögerungen wie die neue Lieferung eines Bausatzes können wiederum massive Verzögerungen der Gesamtbauzeit nach sich ziehen. Außerdem ist es auch schwer vorherzusehen, wie viel Zeit Sie selbst für Ihre eigenen Handwerkstätigkeiten brauchen. Daher müssen Sie bei der Fertigstellung flexibel bleiben und nicht zu einem festen Termin Ihre Wohnung kündigen.


Eventuelle Zusatzkosten

Bauherren sollten bedenken, dass während der einzelnen Bauphasen vielleicht doch fremde Hilfe nötig wird. Dadurch kann es zu teuren Nachkalkulationen kommen.

Varianten und Typen des Bausatzhauses

Bauherren können bei einem Bausatzhaus zwischen verschiedenen Varianten wählen, die Ihren persönlichen Wünschen aber auch der Art des Grundstücks entsprechen.

Bausatzhaus aus in Blockbohlen-Bauweise

Bei einem Bausatzhaus aus Holz werden Ihnen die einzelnen Holzbohlen bereits fertig zugeschnitten geliefert. Jedes Holzstück ist nummeriert und hat seinen festen Platz. Zum Bausatz gehören auch die Schrauben, Leisten und Beschläge, mit denen die Hölzer später verschraubt werden. Der Vorteil dieses Hauses: Es lässt sich besonders leicht zusammensetzen und hat später ein angenehmes Wohnklima.

Bausatzhaus in Mantelbetonweise bauen 

Hier darf der Bauherr Lego spielen. Er bekommt einzelne Bauelemente aus Styropor und Neopor, die wie Legosteine übereinandergesetzt und zusammengebaut werden. Sie rasten fest ein und werden später mit Füllbeton stabilisiert.

Bausatzhaus als Massivhaus bauen

Daneben ist es zum Beispiel auch möglich, ein Massivhaus als Bausatzhaus zu bauen, nur dass sämtliche Materialien dafür vom Anbieter geliefert werden. Wer als Bauherr das nötige Know-how mitbringt, der fügt die Materialien unter fachmännischer Aufsicht zusammen und baut so eigenständig sein Heim zusammen.



Kosten für ein Bausatzhaus


Jede Etappe im Bau des Hauses, die in Eigenleistung von Ihnen erbracht wird, spart Kosten. Das schlägt sich natürlich auch positiv in den Gesamtkosten nieder. Diese setzen sich aus folgenden Faktoren zusammen.

  • Grundstückskosten
  • Art des Hauses
  • Materialien
  • Ausstattung
  • Nebenkosten (Notar, Steuern)


Beispielrechnung für den Bau eines Ausbauhauses


Damit Sie einen Eindruck davon bekommen, was ein Bausatzhaus kostet, haben wir Ihnen hier eine Beispielrechnung aufgestellt.


Grundstückskosten

Die durchschnittlichen Preise für ein Grundstück liegen zwischen 50.000 Euro und 150.000 Euro, wobei die Grenzen nach oben natürlich offen sind. Rechnen Sie also mit durchschnittlichen Grundstückskosten für ein 500 m² großes Grundstück von 50.000 Euro.


Materialkosten (Rohbau & Innenausbau)

Je nachdem, für welche Materialien Sie sich entscheiden, kann die Summe natürlich erheblich schwanken. Für ein typisches Ausbauhaus entstehen folgende Materialkosten (Schätzwerte).

  • Trockenbau: 1.800 Euro
  • Heizung: 20.000 Euro
  • Sanitärausstattung: 7.000 Euro
  • Elektroinstallation: 5.000 Euro
  • Innenputz: 2.000 Euro
  • Estrich: 2.500 Euro
  • Fliesen: 2.500 Euro
  • Bodenbeläge: 4.000 Euro
  • Türen (innen & außen): 2.500 Euro
  • Malerarbeiten: 2.500 Euro

Gesamt: 49.800 Euro


Materialkosten (Rohbau & Innenausbau)

Zu den Nebenkosten eines Hauses gehören zum Beispiel Makler- und Rechtsanwaltskosten sowie Steuern und Grundbucheinträge.

  • Erschließungskosten: 10.000 Euro
  • Baugenehmigung: 800 Euro
  • Grunderwerbsteuer: 2.500 Euro
  • Notargebühren und Grundbucheintrag: 1.200 Euro

Gesamt: 14.500 Euro

Die Bauherren würde in diesem Beispiel rund 115.000 Euro für ihr Bausatzhaus zahlen. Dabei sparen sie die kompletten Leistungen der einzelnen Gewerke ein, die zusätzlich etwa 25.000 bis 50.000 Euro ausmachen würden.


Bausatzhäuser sind bei einigen Anbietern bereits für einen Preis von 50.000 Euro erhältlich. Die durchschnittlichen Kosten liegen jedoch bei rund 100.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für das Grundstück sowie die Hausnebenkosten, die mit einkalkuliert werden müssen.


Wie viel kann ich beim Bau eines Bausatzhauses sparen?


Das lässt sich natürlich pauschal nicht beantworten, da die Kosten stark von der Größe, dem Umfang der Eigenleistungen und den gewählten Baumaterialien abhängen. Wer handwerklich begabt ist, kann etwa 50.000 Euro einsparen.

Leistungen des Architekten


Die Art und den Umfang der Leistungen des Architekten, bestimmen Sie selbst als Bauherr. Dabei haben Sie zwei Möglichkeiten:

Bausatzhaus mit dem Architekten planen

Wenn Sie einen individuellen Aufbau Ihres Hauses wünschen und es nach Ihren Lebensgewohnheiten planen wollen, dann engagieren Sie einen Architekten für die Planung. Mit ihm zusammen legen Sie fest, welche Baumaterialien Sie verwenden wollen, wie viel Geschosse das Haus hat und welchen Grundriss es bekommt. Bereits in der Planung kann der Architekt dann schon Rücksicht darauf nehmen, dass Sie einen Großteil der Arbeit später selbst leisten wollen.

Bausatzhaus nach fertigen Bauplänen bauen

Bei einigen Anbietern erhalten Sie das Komplettpaket inkl. Bauplänen, Baumaterialien und Aufbauanleitung. Sie entscheiden sich für einen vorgefertigten Grundriss, haben hier aber nur noch wenig Individualisierungsmöglichkeiten.

Fazit: Lohnt es sich, ein Bausatzhaus zu bauen?

Bausatzhäuser gehören zu den günstigsten Haustypen, verlangen vom Bauherren aber auch ein großes Talent und handwerkliches Geschick. Wenn Sie beim Hausbau also erheblich Kosten sparen wollen und selbst auch Zeit und Engagement mitbringen, dann kann ein Bausatzhaus die richtige Entscheidung sein. Überlegen Sie vorab, ob Sie einen fertigen Grundriss verwenden oder Ihr Bausatzhaus mit einem Architekten planen wollen und bereiten Sie sich mit Schulungen und Materialien gut auf den Bau vor. Lassen Sie sich während der einzelnen Bauphasen immer von einem fachkundigen Partner unterstützen, um im Nachhinein teure Nachbesserungen zu vermeiden.


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