Sie arbeiten fast ausnahmslos für professionelle Bauherren. Welche speziellen Anforderungen gibt es in diesem Bereich?
Da fehlt mir eigentlich der Vergleich, weil ich nur sehr selten für private Bauherren arbeite. Ganz grundsätzlich ist es aber natürlich sehr angenehm, für professionelle Bauherren tätig zu sein. Denn hier bringen die Auftraggeber bereits ein hohes Maß an Sachverstand mit, so dass man die Gespräche zur Lösungsfindung für die einzelnen Bauvorhaben bereits auf einem sehr hohen Niveau führen kann. Auf diese Weise macht das Arbeiten an ambitionierten Aufgaben viel Freude.
Wie hat sich dieser Schwerpunkt entwickelt?
Das hat sich bei uns von Anfang an so ergeben. Direkt nach meiner Bürogründung 2004 habe ich relativ schnell ein großes Modernisierungsvorhaben mit etwa 100 Wohnungen umgesetzt. Parallel dazu habe ich damit begonnen, Energiepässe für eine der zahlreichen traditionellen Hamburger Baugenossenschaften auszustellen. Vieles, was danach kam, hat sich aus diesen Projekten heraus entwickelt.
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Architekten
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Welche Leitmotive prägen Ihre Arbeit?
Das Bauen ist durch das Zusammenwirken vieler Beteiligter geprägt. Die vertrauensvolle Kooperation von Bauherr und Architekt steht dabei im Zentrum. Um dessen Interessen umzusetzen, gehören Kosten- und Termintreue zu unseren obersten Prioritäten.
Ein großer Teil Ihrer Arbeit dreht sich um das Bauen im Bestand. Welchen Reiz hat diese Aufgabe für Sie?
Die Sanierung und Modernisierung von vorhandenen Wohnungsbauten erlebe ich immer wieder als große Herausforderung – gerade hier in Hamburg mit seiner prägenden Backsteinarchitektur. Zudem habe ich durch meine Ausbildung an der Kunsthochschule einen engen Bezug zu gestalterischen Fragen und zur Baugeschichte; entsprechend verfolgen wir in unserem Büro den Anspruch, hochwertige architektonische und städtebauliche Lösungen für die jeweiligen Standorte zu finden.
Lässt sich dieser hohe gestalterische Anspruch denn immer umsetzen? Oder müssen Sie dabei häufig Kompromisse eingehen?
Das Zusammenspiel von wirtschaftlichen und technischen Notwendigkeiten mit gestalterischen Aspekten ist natürlich immer wieder eine Herausforderung. Grundsätzlich suchen wir aber nach Lösungen, die eine Synthese des Ortes mit der vorhandenen Architektur und ihrer Geschichte, mit der umgebenden Stadt und mit der Nutzung ermöglichen. Im Zusammenwirken von sorgfältiger Materialwahl und differenziertem Farbempfinden arbeiten wir daran, verloren gegangene Bezüge wiederherzustellen oder den Ort durch neue Akzente aufzuwerten.
Eine wichtige Rolle bei der Sanierung von Wohnbeständen spielt ja das Thema Wärmedämmung...
Ja, das ist ein wichtiger Baustein. Aber wenn backsteinrelevante Fassaden hinter verputzten Wärmedämmverbundsystemen verschwinden, dann kann das nicht die Lösung sein. Um den historischen Backsteinbestand der Stadt zu sichern, wird die Modernisierungsförderung durch die Investitions- und Förderbank Hamburg (IFB) deshalb mittlerweile durch hohe Qualitätsvorgaben hinsichtlich der Gestaltung flankiert. Dabei wird grundsätzlich gefragt, wie sich die notwendige Wärmedämmung architektonisch und städtebaulich vertretbar umsetzen lässt. Als einer von insgesamt sechs Qualitätssicherern für Backstein der IFB bin ich für die Einhaltung dieser Vorgaben zuständig.
Parallel zum Bauen im Bestand realisieren Sie auch zahlreiche Neubauten. Welche Ansprüche müssen Sie hier umsetzen?
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bauen technologisch deutlich verändert. Insbesondere die Ansprüche an den Wärmeschutz und den Wohnkomfort haben eine immense technologische Entwicklung im Bereich der Baukonstruktion und Technischen Gebäudeausrüstung hervorgerufen, die heute den Planungsalltag bestimmt. Daher ist das Verständnis von Bauphysik und Raumklima neben dem klassischen Sachverstand des Architekten für uns ein grundlegendes Kriterium für eine nachhaltige Planung.
Welche Rolle spielt das Thema Energieeffizienz dabei?
Unsere Bauherren geben diesem Thema eine hohe Priorität und streben hohe Effizienzziele an. Mehr und mehr setzt sich hier aber die Überzeugung durch, dass eine Dämmstärke von mehr als 20 Zentimetern an der Fassade kein wirtschaftlicher Baustein für ein hohes Effizienzziel ist. Stattdessen rücken dann eher die Aspekte der technischen Gebäudeausrüstung in den Vordergrund. In vielen Fällen können wir zum Beispiel auf das Fernwärmenetz der Stadt zurückgreifen und haben damit schon mal eine gute Basis für eine energieeffiziente Bauweise gelegt. Außerdem steigt bei sehr hocheffizienten Gebäudekonzepten die Bedeutung einer sehr genauen Nachweisführung (z.B. detaillierter Wärmebrückennachweis). Ebenso wichtig ist es, verschiedene Konzepte „abzuklopfen“, um das wirtschaftlichste Konzept zu ermitteln. Hier kommen uns unsere langjährigen Erfahrungen als Energieberater zugute.
Welche Trends gibt es hinsichtlich der Innenraumgestaltung?
Wir bekommen von unseren Bauherren relativ klare Vorgaben hinsichtlich der Wohnungsgrößen. Um die zur Verfügung stehenden Fläche möglichst optimal zu nutzen, planen wir inzwischen fast standardmäßig offene Verbindungen zwischen Wohnen und Küche ein. Mit klassischen Grundrisskonzepten könnten wir die geforderten Funktionen sonst gar nicht unterbringen.
Welche Rolle spielt dabei das Thema Mehrgenerationen-Wohnen?
Das Thema wird in den kommenden Jahren immer wichtiger werden. Bei unserem aktuellen Nachverdichtungsprojekt mit rund 100 Wohnungen in Hamburg-Sasel wird uns das insbesondere am vorhandenen Wohnungsmix im Bestand sehr deutlich: Von den rund 250 Bestandswohnungen ist dort nicht eine einzige Wohnung für Familien mit zwei Kindern geeignet. Die zu sechzig Prozent vorhandenen Drei-Zimmerwohnungen sind für Kleinfamilien mit nur einem Kind eher zu klein, für Senioren andererseits aber eher zu groß. Und den vorhandenen 1-2-Zimmer-Wohnungen fehlt für eine seniorengerechte Nutzung die notwendige barrierefreie Erschließung.
Was sind die Folgen dieses Befundes?
Der jetzige Bestand begünstigt eine höhere Fluktuation, denn Senioren müssen das Quartier für barrierefreien Wohnraum verlassen und Kleinfamilien spätestens bei Geburt des zweiten Kindes. Wir haben daher für das Entwicklungskonzept dieses Quartiers eine Nachverdichtung mit etwa 50 seniorengerechten und etwa 50 familiengerechten Wohnungen vorgeschlagen. So können Senioren in ihrem Quartier – und damit in Ihrem bestehenden sozialen Umfeld – in barrierefreien Wohnraum wechseln und Familien finden ausreichend große Wohnungen. Das wird sicher zu einer geringeren Fluktuation und einer höheren Beständigkeit der Mieterschaft führen und allein schon damit zu einer höheren Wohnqualität.