Welchen Reiz hat das Bauen im Bestand für Sie?
Die Herausforderung beim Bauen im Bestand besteht für mich darin, mit unserem heutigen Wissen und Können historische Substanz nicht nur möglichst lange zu erhalten, sondern sie neu zu beleben und einer modernen und vor allem nachhaltigen Nutzung zuzuführen.
Welches Ziel verfolgen Sie dabei?
Bei meiner Arbeit gehe ich grundlegend davon aus, dass jedes Gebäude ein Unikat ist und somit eine individuelle Lösung erfordert. Unsere Aufgabe ist es, die dazu nötigen Eingriffe möglichst substanzschonend umzusetzen und dabei natürlich auch die Kosten im Blick zu halten.
Wie hat sich dieser Schwerpunkt bei Ihnen ergeben?
Das geht zurück auf meine erste berufliche Erfahrung als Architekt in den Jahren 1980 bis 1982. Damals war ich in einem großen Büro daran beteiligt, das Kurhaus Wiesbaden denkmalgerecht umzubauen. Das hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich mich 1982 dazu entschieden habe, meine Kenntnisse im Bezug auf die Baugeschichte zu erweitern und neben meiner beruflichen Tätigkeit noch Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren.
Wie sind die Abläufe bei einer Denkmalsanierung?
Im ersten Schritt geht es zunächst um eine genaue Erfassung des Bestandes. Die dazu notwendigen Arbeiten sollten möglichst gut durchdacht und ausgeführt sein, denn davon hängt später die gesamte Planungs- und vor allem die Kostenentwicklung ab. Erst auf dieser fundierten Basis kann ich dann mit der Konzeptentwicklung beginnen. Ganz wichtig ist außerdem eine frühzeitige Abstimmung mit den Behörden, insbesondere mit der Denkmalschutzbehörde. Nach und nach folgen dann die Planungsrealisierung mit erneuter Abstimmung und schließlich die Umsetzung.
Was gibt es bei der Statik zu beachten?
Wichtig ist ein guter und vor allem erfahrener Statiker, der sich kreativ einsetzt.
Was ist bei den Verhandlungen mit den Denkmalbehörden zu beachten?
Die Denkmalbehörden wollen in aller Regel alles möglichst unverändert lassen, was aus ihrer Sicht absolut verständlich ist. Da sind dann oft Fingerspitzengefühl und Diplomatie gefragt.
Welche Anforderungen müssen Sie in energetischer Hinsicht umsetzen?
Für eine nachhaltige Planung ist es wichtig, möglichst in die Zukunft vorauszuschauen und zu fragen, wie der Stand der Technik in zwei bis fünf Jahren sein wird. Dabei kommt mir natürlich meine langjährige Erfahrung zugute: Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren habe ich in Hessen viele Fachwerkhäuser energetisch saniert, die Kollegen von mir nur wenige Jahre zuvor in den 1970er-Jahren bereits saniert hatten. Aus den Fehlern, die damals gemacht wurden, habe ich viel gelernt.
Welche Anforderungen stellen sich an den Brandschutz?
Die notwendigen Maßnahmen zum Brandschutz sollten sich möglichst unauffällig einordnen.
Welche Herausforderungen gibt es hinsichtlich der Raumaufteilung von alten Gebäuden?
Je nach beabsichtigter Nutzung muss ich fragen, ob ich die geplante Raumfolge ohne größere statische Eingriffe umsetzen kann und wo ich eventuell Kompromisse machen muss, um aktuelle Anforderungen an den Grundriss umzusetzen.
10 Schritte
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Architekten
Individuell & kostenlos
Schwerpunkt Wohnungsbau
Wieso sollten private Bauherren einen Architekten für die Planung/Sanierung ihres Eigenheims beauftragen?
Weil der Architekt sachlich und unaufgeregt die Bedürfnisse seiner Auftraggeber am besten erkennen und umzusetzen kann; und weil er dabei eine Vielzahl von individuellen Gestaltungsvorschlägen einbringen kann.
Wie sind die Abläufe bei einem Projekt? Wie werden die Bauherren eingebunden?
In der Regel beginnt eine Zusammenarbeit mit einer Reihe von ausführlichen Gesprächen. Nur so erfahre ich, was genau die Vorstellungen der jeweiligen Bauherren sind. Nach und nach schlage ich auf dieser Basis erste Konzepte vor, die dann schon mit entsprechenden Kostenschätzungen hinterlegt sind. Und auch danach ist es mir wichtig, die Bauherren bei sämtlichen Prozessen aktiv einzubinden.
Wie begleiten Sie als Architekt die Bauphase? Welche Einflussmöglichkeiten gibt es für den Bauherren zu diesem Zeitpunkt noch?
Durch die enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bauherren kann ich Missverständnisse oder Fehlentwicklungen weitgehend ausschließen. Während der Bauphase hat der Bauherr dann nur noch in wenigen Bereichen die Möglichkeit, etwas zu verändern ohne dabei höhere Kosten zu verursachen.
Schwerpunkt Nicht-Wohnungsbau
Neben Wohnbauten erstellen Sie auch Hotels und Bürogebäude. Welche Anforderungen stellen sich in diesen Bereichen?
Ja, wir arbeiten bereits seit über zehn Jahren mit Projektentwicklern im Bereich Hotelbau zusammen. Aktuell planen wir zum Beispiel zwei Hotels in Hannover und in Berlin. Ganz generell herrscht in diesem Bereich ein hoher Kostendruck. Gefragt ist eine möglichst einfache und simple Ausführung, auf der anderen Seite wird aber eine „Markenarchitektur“ nach dem neuesten technischen Standard erwartet, das sich dann auch noch im Straßenraum selbstbewusst präsentieren soll. Im Ergebnis führt das häufig dazu, dass zum Beispiel aus einer geplanten Ziegelfassade mit Kerndämmung schnell geklebte Riemchen werden.
Wie ist eine optimale Arbeitsstätte architektonisch gestaltet?
Wichtige Faktoren sind eine hohe Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit.
Welches Potenzial bieten Siegel und Zertifikate zum nachhaltigen Bauen?
Da bin ich eher skeptisch; eigentlich erhöhen diese Siegel lediglich den Wiederverkaufswert.
Schwerpunkt Gedenkstätten
Anfang der 1997er-Jahre haben Sie das Museum und die Gedenkstätte Sachsenhausen geplant? Wie hat sich dieser Auftrag ergeben?
Der Auftrag basiert auf einer langfristigen Zielplanung, die wir Anfang der 1990er-Jahre für die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten gemacht haben und die sämtliche Bau- und Bauunterhaltungsmaßnahmen über einen Zeitraum von 30 Jahren umfasste. Kurz darauf haben wir dann auch den Wettbewerb für den Wiederaufbau der Jüdischen Baracken 38-39 gewonnen, dabei konnten wir uns damals unter anderem gegen Daniel Libeskind durchsetzen. Etwas später folgte außerdem die Planung für die Sanierung des bestehenden Museums in drei Bauabschnitten in einem Zeitraum von über zehn Jahren. Seitdem haben wir eine Vielzahl an Projekten für die Stiftung entwickelt, das begleitet mich jetzt schon seit über zwanzig Jahren. Sehr hilfreich ist dabei natürlich mein zweites Studium im Bereich Geschichte und Kunstgeschichte.
Parallel arbeiten Sie auch für die Gedenkstätte Ravensbrück...
Ja, die Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Ravensbrück, die wie die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen ein Teil der Stiftung Brandenburgischen Gedenkstätten ist, dauert ebenfalls schon 20 Jahre an. Zuletzt haben wir hier die ehemalige SS-Garage umgebaut, der Bau beherbergt jetzt das gesamte Archiv, die gesamte Verwaltung sowie einen modernen Veranstaltungsraum.